…die Zeit, die du brauchst….puh, die ist lang. Ich bin leider kein sehr geduldiger Mensch, das durfte ich feststellen. Auf viele wirke ich ruhig und geerdet. Dabei war ich innerlich immer total durcheinander. Immer schon. Ist es ein Wunder, dass man da etwas verrückt wird? Alles ist verrückt, weil ich ja das „richtige“ gespürt habe, aber ich es nicht leben durfte. Ich merke, wie ich innerlich immer ruhiger werde. Klar sind da noch Phasen, in denen ich leicht überfordert bin. Die Ungerechtigkeit manchmal nicht vertrage und mich darüber ärgere.
Ich kann noch nicht ganz das Vertrauen aufbringen, dass ich sage, am Ende wird es wieder gerecht sein. Ich erlebe immer wieder das es das wird bzw. oft so ist. Irgendwann – früher oder später erfolgt der Ausgleich. Ich könnte mich also beruhigt zurücklehnen. Schaffe ich aber nicht. In meinem kleinen Hirn rattert es ständig.
Ärgerlich diese Depression. Ich wünsche mir, die haut schnell wieder ab. Sie ist auch fies, sie läßt dich glauben, dass du sie überwunden hast und dann schlägt sie plötzlich unvermittelt wieder zu. Die Phasen werden weniger und ich merke, wenn sie kommt. Sie schmeisst mich zurück und nimmt mir meine Energie. Die brauche ich doch, damit ich weiter komme. Ach da war es wieder: Nimm dir die Zeit, die du brauchst.
Ich will aber schneller. Ich will das alles wieder gut wird. Dass wir alle wieder glücklich sind und unser Leben leben können. Dass wir alle wieder „normal“ leben können. Dass ich meinen Kindern wieder voll und ganz widmen kann. Wieder, nein, das konnte ich ja seit dem sie auf der Welt sind nicht. Kann ich es mir verübeln, dass ich trotzdem auf die Männer sauer bin, die mich so behandelt haben? Habe ich nicht auch ein kleines bisschen Rechs darauf? Ich weiß ja, dass ich auch meine Anteile hatte. Unwissenheit schützt vor Verletzungen nicht. Na super.
Mit dem Wissen von heute hätte ich es da verhindern können? Ich bin mir nicht sicher. Beim zweiten Mal bin ich ja auch wieder hineingerutscht in die Selbstaufgabe dem Mann zuliebe. Habe doch heute noch mit meiner Mutter Gespräche darüber, dass das so sein muss. Wenn die Frau mehr zuhause ist als der Mann und sowieso hat sie sich zu fügen. Es ist ihr Ernst. Steht ja anscheinend schon in der Bibel. Die Frau sei dem Mann untertan. Und was ich ihr überhaupt antue. Schon die zweite Scheidung. Die Leute, die Leute! Ich müsste ja auch mal an sie denken. Wie es ihr damit geht!
HALLO! Fragt einer mich, wie es mir damit geht? Doch meine Kinder interessieren sich für mich. Sie sind einfach toll. Dabei haben sie es auch nicht leicht. Ich hoffe, ich konnte ihnen vermitteln, das beide Elternteile sie lieben und sie nichts damit zu tun haben. Und sie auch weiterhin beide Elternteile lieben dürfen. Mein Nochmann hat sogar kürzlich ein wenig verstanden, dass seine Kinder ihn auch bedingungslos lieben. Ich glaube er ist immer etwas eifersüchtig gewesen. Ich habe Liebe in mir und die ist kostenlos. Ich habe das Glück und liebe meine Kinder alle gleich. Und immer und bedingungslos. Das bedeutet nicht, dass ich alles gutheiße, was sie machen, aber ich liebe sie trotz alledem. Ich habe auch ihn bedingungslos geliebt, das hat er nie verstanden. Er denkt er muss etwas leisten um geliebt zu werden. Für mich musste er das nie. Ich wollte ihn auch nie verändern…na ja, ich kannte ja nur das Bild, das er mir von sich gab; und trotzdem behaupte ich, ich bin der Mensch, der ihn am besten kennt. Er wollte mich immer verändern. Leider ist mir das jetzt erst bewusst. Von meinen Kindern werde ich so angenommen, wie ich bin. Ich mache das ja auch. Und das ist gut so. Ich wünsche mir auch einmal von einem Mann so angenommen zu werden, wie ich bin. Sicher eine Beziehung heißt auch Kompromisse eingehen. Dazu bin ich gerne bereit, aber es sollte schon ausgewogen sein.